Aus dem 17. Jhdt. sind 75 Inventarlisten, aus dem 18. Jhdt. sind 98 Inventarlisten erhalten. Sie stehen in den Gerichtsbüchern vom Typ N. Inventare wurden vom Flörsheimer Gericht aufgenommen entweder, wenn ein Ehepartner verstorben war, und eine Wiederverheiratung anstand, oder, um eine Erbteilung gerichtlich bestätigen zu lassen. Dann wurden die Inventare mit der Teilungserklärung zusammengefasst.
In den Inventarlisten wurden der Hof, Mobilien, Vieh, Äcker, Weingärten und Schulden aufgeführt. Im gesamten 17. Jhdt. folgten die Inventare der gleichen Systematik: Alle Räumlichkeiten des Hauses wurden inspiziert (Stube, Küche, Kammern, Speicher, Keller, sowie Hof, Scheune, Kelterhaus und Stall) und alle vorgefundenen Gegenstände sowie das Vieh aufgelistet. Diese Auflistungen waren in der Regel äußerst detailliert, auch alte Holzlöffel und Eisennägel wurden aufgeführt.
Anhand der Inventare kann man sich auch ein Bild der Struktur der Häuser und der Inneneinrichtung der Häuser machen. Rechts ist als Beispiel das Inventar von Hans Jacob Eckert vom 28. Januar 1687 (GB 1675-1690 V/N) vollständig wiedergegeben, um Struktur und Detailreichtum zu verdeutlichen. Es beschreibt das Inventar eines zweigeschossigen Wohnhauses in der Hofreite Nr. 16 (siehe Plan A). Hans Jacob Eckert war, wie fast alle Flörsheimer dieser Zeit, Winzer und Bauer. Er starb 1686 im Alter von 65 Jahren.
In Flörsheimer Gerichtsbüchern und Dokumenten des 17. Jhdts. gibt es keine verbindliche Rechtschreibung oder Interpunktion. Viele Begriffe entsprechen dem damaligen Flörsheimer Dialekt.
Einige Begriffserklärungen:
Einige Besonderheiten in den 75 Inventaren des 17. Jhdts.: Wir finden Gesangbücher, Gebetbücher, Kräuterbücher, Rechenbücher und Schreibtafeln, zwar in geringer Zahl, aber es ist doch ein klarer Hinweis, dass deren Besitzer Lesen oder Schreiben oder Rechnen (oder alles) konnten. Wir finden eine Vielzahl von Bienenstöcken und -körben, allein Johannes Schleith, *1740 in Hassloch, besaß 12 Bienenstöcke. Wir finden einen Vogelkäfig (grosser Eysserner Vogell Kipig), Musketen und Musketenläufe (muschgeedt, muschgätt, musquet), Flinten, Degen und Säbel (sebel, sewel) und Rosenkränze (pater noster). Was wir erstaunlicherweise nicht finden, auch nicht in wohlhabenden Familien, ist ein Musikinstrument. Das einzige Musikinstrument in Flörsheim in der Mitte des 17. Jhdts. scheint die kleine Standorgel (genannt: positiv) in der Kirche gewesen zu sein, die von Vincenz Schiersten „geschlagen“ wurde (1636).
Was wir, ebenso erstaunlich für einen Flecken am Main, auch nicht finden, sind Gerätschaften zum Fischen; es gibt in den Inventaren des 17. Jhdts. keine Fischernachen oder Fischernetze. Das Handwerkszeug von Schmieden, Schreinern, Zimmerleuten, Wagnern und Fassbindern andererseits ist präzise aufgeführt, so dass das Fehlen von Fischereigerätschaften kein Zufall sein kann. Die Frage der Fischerei in Flörsheim in den letzten Jahrhunderten konnte inzwischen geklärt werden, siehe hier.
Anno 1687 den 28ten January Inventarium über weilland Hans Jacob Eckert Seel. Verlassenschafft
so durch oberschultess georg bernhart, Undterschultess Phllibs Rubert, Caspar Muhr, Johannes Nauheimer, Hans Petter staab, Marttin schwertzel, Henrich strak, Undt Marttin bohrn, alle gerichtschöffen alhier Zu flersheim ist auffgenohmen wahr Dag Undt Jahr wie obgemelt:
Ein Hoffreith mit sambt darauff gebautem haus schayer Undt ställ im 2.Vürtl gelegen Undte Zu Nebe Hans Mathias Dubeck, oben Ein gemein Main gässgen so Von Gerhart Eckert herrührt ...
In der Stube: Ein 4Ekigter Dahnendisch, Ein mässing Hengelicht, Ein gehimelt grin bedlat, noch Ein mässing Hengelicht, Ein alt ober Undt Ein alt Undterbbedt Von Zwilch, Ein alt püflff oder Küssen, 7 Porsteliner deller, Ein schossbank, Ein bigelEissen mit 2 stachel, Ein spinRath, Ein halbmässig Porsteliner DekelKrug
In der stuben Cammer: 2 gebilte dischdücher, 2 wergen dischdücher, Ein gebilt HantZwel Noch 2 HantZwel, Ein Ney flexsen dischduch, 2 leyedücher, Ein weiss KüssenZeich mit Ein bordt, Noch 6 HantZwelen, 2 Mannen wo das weiss ... ingelegen
In der Küchen: 2 Zünnen schüssel, Ein Zinnen Deller, 10 Zinnen leffel, Ein Mässing alt pfan, Zwey dreyfüssig Eissern pfane, Ein schmeltz pfan, 2 Eisserne leffel, Ein pfanKuchen pfan, Ein Hakmässer, 1 leichter, Ein ReibEissen Ein Kuppern Kessel Von 6 ohmer, Ein Kuppern offen Kessel Von 3 ohmer, ein Klein alt mässiger Kessel, Ein alt Kuppern bol , Ein alt mässig Zünnen Kahn Undt 1 schope Zinnen kahn, Ein grosser Eissern Kropen, Ein Klein Eissern Kropen, 3 steinern Krüg ohne Dekel, Ein halbmass steinern Krug mit Einem Dekel, 2 grosse Zuber, 4 Kleine Züber, Ein brunnenahhmer mit dem seil, Ein Kupern Dekel, Ein mässig Undt Ein halbmässig blech, Ein buttervass
oben auff der grossen Cammer: Ein alt bedt, Ein alter bakdrok, Ein Eissern Hol, Ein grosse Verschlossen Kist, 2 flösser stollen Kisten, Ein Klein geschlossen Kist, 2 Karst, 2 Hawen, Ein Akerhaw, 6 stüker schweineflaisch, Ein alter MehlKasten, Ein alt bedtladt, Ein alt gross Kist ist nit Verschlossen, Ein Künderwig, Ein Kohrn Virst, 2 spin Räther, 2 sensen Reiff
No: Das Ehebedt ist Ein gehimelt bedlat: Ein ober Undt Undterbedt, das oberbedt Von barchen: das Undterbedt Von Köllischen Drilch: 2 pfilff Von Köllischen geZeig mit blau, Undt weisse überZeiche: Undt 2 leyledücher
Im Kelter Haus: Ein bakdrok, 3 stückfassbüdte, 2 Zulastbüdte, Ein fuhrbüdt, Ein legel, Ein Vass Von 1,5 ohm, 2 halböhmige Vass, 2 Kleine Vässlein, 2 weinKändeln Ein Kelter mit sambt ihrem Zugehör, Ein mistgabel Undt Ein Heygabel, Ein beil Undt Ein stück heeb, 2 Holtz Aexs, Ein stück Hebb Eissen, Ein Eisserner bikel Ein Eissern Klebel, 2 Eissern schüber
Im pfert Stall: Ein gaul, Ein ober Undt Undterbedt Von Drilch, 2 leyedücher, Ein Kumet, Ein DrogKüsen, 2 bahr ZugKetten, Ein bindt Kette, Ein Akerhols
Im Kuhe Stall: Ein Kuhe, Ein Kalb Von Ein halb Jahr, Ein faselschwein, 4 preyschling schwein
Im Hoff: Ein gutter wagen mit allem Zugehör leytern Undt Rungen, Ein lang Kohrngestell, Ein pflug mit sambt dem Zugehör, Ein höltzern Ege, Ein Ehern Reidter, Ein höltzern grosser Nardte, 4 gäns
hengelicht
karst
dreifüßiger kessel
butterfaß
kehrwisch