Nachdem des Valentin Dienste frau anna Maria eine gebohrene Eckertin ohn längst des Todts Verfahren, und mit ihrem Eheman Velten Dienst Viehr Kinder im leben belasen benamdlich Suhsanna Regina Catharina und anna margaretha und weillen dan der Vatter willens in die Zweyte Ehe zu treten, auch sich wircklich mit der Margaretha Kerschin Von dem Mönchhof, Ehelich Verlobet, da aber noch Kein inventarium wegen der Ersten Ehe errichtet worden, als ist an heüt Dato den 9den april anno 1768 folgendes inventarium gerichtlich in bey sein der Depentierten gerichten als H. untersch. filtzinger H. roossen und meiner Joann Martin Neümann gerichts altuario Vorgenohmen ...
an Silber -----
an Kupfer und messing ein messinger großer läffel 10 xr
an Zin nichts als 12 suben läffel 12 alb
an eissen ein eichwell und ein spitzbohrer 10 alb, ein Kroben von 5 Maas 1 fl 14 alb, ein pfannen Kuchen pfann so alt 3 alb, ein alt schmeltz pfängen 3 alb, ein mühl Karst 8 alb, ein flug 2 fl 15 alb
Holtzwerck ein Züber von 3 aimer 4 alb, ein 2 aimeriger danne Zuber 3 alb, ein groß alt danne Kist 20 alb, ein schlauf=Korb 8 alb, ein alt steig leider 3 alb, ein danne 4 eckenter disch 1 fl, ein alt ohmig fass 10 alb, 3 fischfasse groß und klein 2 fl, edliche danne stänglein, amer und sahl 1 fl, ein backmuhl 20 alb, ein wasch bitt 10 alb
steinern und anders geschier 2 steinern deller 2 alb, 1 Maas und 1/2 Maas weidhe grug 8 alb, 1 sauer waasser grug 2 alb, ein 2 maassiger steinern grug 5 alb, ein maas grug so ein sprung hat, ein sauer wasser grug 2 alb, ein öhlen grug von 1 1/2 schopffen 1 alb, ein stumber halb maas grug 2 alb
Blech ein alt gies Kann 2 alb, ein neü reib eisen 4 alb
bethung und weiszeig Erstlich das Ehe beth so bestehet in einem bargeten oberbeth, ein strohe sack 2 langen und ein kurtzen pfilff nebst 2 leyh düscher und bethladte, item ein disch tuch 1 fl 10 alb
Item 6 pfund Mehls
Bilter und Klaswerck 3 kleine ein gerambte bilter wo Klas davor 12 alb, 2 alte ein gerambte papir bilter 2 alb, ein klein spiegel 5 alb, ein schos banck 3 alb, ein Crutzefix bilt nebst 3 antern kleine bilter 3 alb
fleisch befindet sich 26 pfund die rind fleisch das pfund 4 alb fait 3 fl 14 alb
fischerey Erstlich ein fischer nachen 4 fl, ein schellbaum ein rüthe und 1 remen 6 alb, ein Kugelform 8 alb, ein schaaff= oder großgarn 4 fl, ein worffgarn 3 fl, ein spanngezag 3 fl 10 alb, ein hammer 1 fl
Vieh -----
Haus und feldgütter Haus und Hoff alhir im ersten Viertel gelegen gef. unten Mathes Dietzenberger,
1 1/2 Viertel eigen ackers im unter maynfeld am rieselsheimer fahr gef. unten lorentz schleid oben selbsten, 1 1/2 Viertel am riesselsheimer fahr ist oben ein anwender unten gef. selbsten, 1 Viertel weingarten auf dem hiepfath ziehet durch den pfath gef. oben Joes riegel unten Joes allendorff
bestande in baar gelt 30 fl so in werender Ehe Verzehrt worden
activa -----
pahsiv schulden 70 fl dem Joseph Gerson, 30 fl Capital in die frümesserey flörscheim, 20 fl Capital dem Jud schmuhl wiesbathen, 10 fl dem Mathes Munck von Hochheim, 5 fl 12 alb dem Heyim möyser, 12 fl dem Sammuel gerson
die Inventar Kösten 2 fl 26 alb die schulden seynd in 2ter Ehe bezahlt worden
Nun hat die Hochzeiterin als neu angehende 2te frau zu gebracht
zwey hoche dieben, 4 fiesige neüe erten dieben, 4 erten deller, 6 neüe zinnen suben leffel, 2 schwein so 8 wochen alt sein, eine Kuh 15 RT, ein neü barget oberbeth mit einem zeig, 2 pfilff
Item 200 fl bares gelt so ausgeliehen, ein hundert zu Edtersheim und 100 zu fischbach
GB 1756-1802 N
suben läffel Suppenlöffel
Kroben Gusseiserner Topf
Karst zweizinkige Hacke
2 aimeriger danne Zuber Zuber aus Nadellolz mit einem Fassungsvermögen von 16 L
ohmig fass Fass mit einem Fassungsvermögen von einem Ohm (160 L)
amer und sahl Brunneneimer und Brunnenseil
leyh düscher Leinentücher
schos banck Holzsitzbank mit Rückenlehne, warum der Gerichtschreiber eine Schoßbank bei Bildern und Glaswerk einordnet, bleibt sein Geheimnis
hiepfath Hipp Pfad, Weg westlich der Seegärten, siehe Plan H
sauer wasser grug irdener Krug für Essigwasser, Sauerwasserkrüge finden sich vorwiegend in den Inventaren armer Familien, die sich nur selten Wein oder Bier leisten konnten; Essigwasser, um das Brunnenwasser keimfrei zu machen, was bei Bier und Wein durch den Alkohol geschieht
bestande in baar gelt 30 fl so in werender Ehe Verzehrt worden, das Bargeld, das während der Ehe verbraucht wurde, ist hier aufgeführt, weil, wenn es in die Ehe eingebracht wurde, den Erben anteilig zustand
erten diepe irdener Topf (Steingut)
Valentin Dienst hat neben der Fischerei offenbar in geringem Umfang Ackerbau und Weinbau betrieben, auch ein Pflug ist vorhanden. Die 3/4 Morgen Acker im Untermainfeld waren allerdings nicht viel wert - es war Überschwemmungsgebiet. Er besaß kein Vieh.
Interessant ist, dass der zweitwertvollste Inventarposten nach dem Nachen aus 26 Pfund Rindfleisch besteht.
Die Kosten für die Aufnahme des Inventars konnten nicht bezahlt werden und wurden den Schulden zugerechnet. Die Gesamtschulden von etwa 150 fl wurden zwar in zweiter Ehe bezahlt, aber mit neuen Schulden, mit geliehenem Geld, das die zweite Frau zugebracht hatte.
Dieses Inventar beschreibt den spärlichen Besitz einer sehr armen Familie, die sich mit Fischerei und minimalem Acker- und Weinbau versucht hat, über Wasser zu halten. Bedenkt man, das für die sechsköpfige Familie mindestens 25 fl im Jahr allein für den Kauf von Mehl (Brot und Brei) notwendig waren, wird deutlich, dass es nicht immer genügend zu essen gab.
Es gab auch 1768 noch lange keine verbindliche Rechtschreibung. Dass der Gerichtschreiber, Johann Martin Neumann, allerdings Wasser auch mit zwei “a” schreibt, ist schon bemerkenswert.
Florsheim den 8ten november 1783
in gegenwarth des gerichtschöffen Michel mühler und meiner des gerichtschreiber Neumann wurde nach ableben des hiesigen bürgers und schiffers Jacob Dienste seel. Ehefrau Anna Maria Inventarium folgender gestalt Vorgenohmen
dem Nach deß Jacob Dienste Verstorbene Ehefrau mit ihrem Ehemann Jacob Dienst 5 Kinder ihn Erben belaßen nahmentlich paul, martinus, wilhelm, valentin und philippus und weilen sich gedachter Jacob Dienst neüerlich an weiterem mit der Ehr und tugentsamen Barbara eine gebohrene scherstein Ehelich Verlobet als ist annoch Vor der wircklichen Copulation von uns eingangs benande gerichts Verwande und gerichtschreiber das Inventarium ....
Silber ein Silber anhang Creutz 12 xr
Kupfer und messing -----
Zinn und blech 6 flache Englische Theller, ein klein und ein groß flache schiessel, ein suben schiessel mit 2 Ohren, ein Vorleg leffel und ein leuchter zu samen 14 pfund, 6 suphen leffel 6 xr, ein .licht 40 xr
Aissen werck ein brandtrathel 40 xr, ein pfannkuchen pfann 16xr, ein kroben von 3 maas 20 xr, ein spann seey 16 xr, ein beyel 14 xr, ein schaumleffel mit fleischgabel 3 xr
Holtz werck ein nachtstuhl 16 xr, ein Küsste mit einem schloß und 3 handschloß 2 fl, ein alt danne Küst 20 xr, 2 aigene lehnen stühl jeder 20 xr, ein Caffe mühl 24 xr
ein 4eckenter danne tisch 16 xr, ein Kinder wieg 16 xr, ein einfacher Küchen schranck 1 fl 40 xr, ein schlessel bredt so alt 8 xr, aimer und sahl 20 xr, ein flindt so noch gut4 fl, ein spinn rath und haspel 12 xr, ein Trinck Kernel 3 fl, ein steig leither 8 xr, ein budtertrog so alt 12 xr
ert und stein nepst portzelane geschier und Kläser ein steiner ohne deckl 1/2 maas grug 4 xr, ein steinern deckel 6 xr, ein steinern butter diebe von 1/2 maaas 4 xr, 6 sauer wasser grüg 24 xr, 6 paar Caffe schahle18 xr, 6 portzelanne deller, 2 trinck Kläser und 1/2 schupffen Klaß 6 xr, 3 hoche Koch dieben 12 xr, 2 erten schiessele, 2 portzelane schiessele 8 xr, 6 ein gerambt bilter mit Klaas 2 xr
bettung und weiszeig Erstlich das Ehebett so bestehet in einer bethlath Vorhanck, ein barget ober beth, 2 lange pfilff, ein Kiesen und ein strohe sack nebst 2 leylache
ein flachsen leylach 1 fl, ein gebilt tisch tuch 1 fl, ... ein wercken leylach 40 xr, ein Kinder bettlath so alt 8 xr, ein banck Kiest 20 xr, ein strohe sack so alt 16 xr, ein Kült 3 fl
Der Mutter Kleither 14 fl 11 xr
Viehe -----
fahr geschiehr ein großer änden nachen 18 fl, ein dreybordtiger nachen 6 fl, ein fischer nachen 4 fl, 4 fahr baüm mit stagellen 36 xr, 2 Dupel Diel 24 xr, ein streich 12 xr, zwey rehmen 24 xr, ein farg 24 xr, 2 fischfaß 2 fl, ein worffgarn 1 fl 15 xr, ein großgarn so gut 6 fl, ein alt spann gezann 3 fl 30 xr, 2 spann säck so alt 3 fl, ein fischwaag mit dem pfundstein 12 xr, ein schroth beittel 12 xr, ein quantz 24 xr
ein Haus allhir im 2ten Vtl auf der mein mauer am gemeine ganck 190 fl
die Mutter hat zugebracht baargelt 160 xr
der Vatter hat zu gebracht baargelt 40 xr
pahsiva ein Capital in die Kiepschafft 19 fl, in die fabrin ein Jahr 20 fl
GB 1756-1802 N
suben schiessel Suppenschüssel
suphen leffel Suppenlöffel
spann seey Spannsäge (Schreinersäge)
nachtstuhl Toillettenstuhl
aigene lehnen stühl Lehnstühle aus Eichenholz
barget barchent (Mischgewebe aus Wolle und Leinen)
pfilff/pülff Kissen
flachsen leylach Leinentuch
gebilt gebügelt
änden nachen großer Transportnachen
worffgarn Wurfnetz (trichterförmiges Fischernetz, am weiten Ende mit Bleigewichten beschwert, so dass es nach dem Werfen schnell auf den Grund sinkt und die Fische in diesem Bereich einschließt)
großgarn Großes Wurfnetz
Jacob Dienst, der jüngste Bruder von Valentin Dienst, war zunächst Fischer, ab 1785 Marktschiffer. Er hatte keinen Grundbesitz und kein Vieh.
In seinem Hausrat finden sich allerdings, anders als bei Valentin Dienst, höherwertige Gegenstände: Es gibt Zinnwaren, Porzellanteller und -schüsseln, Trinkgläser, Kaffeeeschalen und eine Kaffeemühle, möglich durch die Einnahmen aus dem Fährbetrieb. Er besaß eine Flinte. Er hatte nur wenig Schulden.
Sein kleines Haus (190 fl) lag im 2. Viertel neben einem Gang und war auf die Mauer gebaut. Vermutlich war es das Haus auf dem Gelände 103 in Plan A.