Flörsheimer Kirche 1609 nach [Dilich 1609]

Beispiel einer Kirche mit “eingezogenem” Turm Fotograf unbekannt

Flörsheimer Kirche mit Turm von K3, 1706 und Schiff von K2, 1664 Alle Bilder sind Ausschnittsvergrößerungen: links aus Bild II, rechts aus Bild I, in der Mitte aus einem Gemälde von C. G. Schütz d. Ä. [Schütz 1756], in dem er die Flörsheimer Kirche mit Gasthaus „Anker“ und der Kleinen Mainpforte in eine andere Landschaft transponiert hat. Die Kirchenschiffe sind die von K2.

Rekonstruierter Grundriss des 1664er Kirchenbaus K2 (gelb, violett)    [Theis 1994]   Der Chor stammt noch von der Kirche K1, der Turm (rot) ist der der heutigen Kirche K3

Turm der Flörsheimer Galluskirche  Baubeginn 1706       Aufnahmen 2009/2012

Im Jahr 1184 übereignete der Mainzer Erzbischof Konrad die Flörsheimer Kirche (Pfarrei) dem Liebfrauenstift in Mainz (St. Maria ad gradus), um das Stift materiell besser zu stellen. Seit dieser Zeit war das Liebfrauenstift in Flörsheim zehntberechtigt (Fruchtzehnt, Weinzehnt, Viehzehnt).  Die Flörsheimer Pfarrer wurden als Vikare vom Kapitel des Stifts ernannt. Sie erhielten als Bezahlung  vom Zehnten 8 Malter Korn, 2 Malter Weizen, den Viehzehnten und den Weinzehnten, der auf 1/2 Fuder veranschlagt wurde.
Das Stift war zuständig für den Bau und den Erhalt des Pfarrhauses, der Zehntscheune und den Chor der Kirche. Die Kosten für das Kirchenschiff und den Turm hatte die Gemeinde bzw. das Domkapitel zu tragen.

Das Jahr 1184 ist auch das Jahr der urkundlichen Ersterwähnung der Kirche. Man muss aber davon ausgehen, dass schon Jahrhunderte vorher in Flörsheim Kirchenbauten existierten, die sich aber nicht in Urkunden manifestiert haben.
 
Indirekt erfahren wir 1329 von einem Kirchenbau, als Balduin von Trier in einem Streit um das Amt des Mainzer Erzbischofs mit Heinrich von Virneburg, den die Mainzer aufgenommen hatten, den Flörsheimer Kirchhof befestigen ließ. Zusammen mit einer Reihe weiterer Befestigungen rund um Mainz wollte er die Mainzer von jeglicher Warenzufuhr abschneiden. Es handelte sich um eine kleine Turmburg mit Vorbefestigungen [Grathoff 2002]. 1354 ließ Erzbischof Gerlach von Nassau die Anlage wahrscheinlich schleifen. Sie wird danach nicht mehr erwähnt. Es gibt allerdings Vermutungen, dass die Kirchhofbefestigung noch bis zur Mainzer Stiftsfehde 1461/62 Bestand gehabt haben könnte [Hessel 2001]. Über die Kirche selbst erfahren wir aus dieser Zeit nichts.

Indirekte Hinweise auf einen Kirchenbau gibt es in GB 1447-1613 G/N):
1516 Kirchgraben (Mauer), 1545 gaden (Garten) uff dem Kyrchoiff naher dem Kyrch Born (Brunnen)
,1562 gaden uff dem Kirchhoff, 1568 Haus und Hoiff uff dem Kirchgraben, 1573 Kirchsteg (Treppe), 1602 gadum ufm Kirchof.
Als Glöckner werden genannt: 1469 Lodewig, 1470/1482 Conrad von Kastel, 1572 Adam Rospach.
1622 mussten Schultheiß und Gericht einen Bericht an den Mainzer Domscholaster abliefern HHStAW 65/31, da es bei der Abrechnung des pfarrKirchen flersheim Mahlerwerck Unstimmigkeiten gegeben hatte, und das Allmusen gelt so den Armen Vermacht worden Zu dem mahlerwerck geZogen. Die Kirche war kurz vorher innen neu angestrichen worden, wobei offenbar Spendengelder, die für die Armen bestimmt waren für die Malerarbeiten zweckentfremdet worden waren.
1629 ließen Pfarrer Heinrich Dungscherer und das Gericht zwei neue Glocken gießen (HHStAW 65/31). 1622 und 1629  begegnen wir zum ersten Mal konkret dem Kirchenbau, der 1656 und weiter bis zum Neubau 1664 bestand.

Um Verwirrungen mit Begriffen wie „Vorgängerkirche“ oder „alte“ und „neue“ Kirche zu vermeiden, werden folgende Bezeichnungen benutzt: K1 Kirche vor 1664; K2 Kirchenbau 1664-1666; K3 heutige Kirche mit Turm 1706 und Schiff 1766.

Für die Kirche K1 vor 1664 gibt es keine Pläne oder aussagekräftige Darstellungen aus der Zeit ihres Bestehens mit Ausnahme einer winzigen Zeichnung (rechts) in einer Karte von Wilhelm Dilich um 1609 [Dilich 1609].
An der Wirklichkeitstreue dieser Darstellung sind allerdings erhebliche Zweifel angebracht. Die Proportionen des Oberturms sind insbesondere im Vergleich zur Höhe der (zu dieser Zeit intakten) Mainmauer unrealistisch. Der Oberturm hatte 1668 ein Schieferdach, warum sollte er um 1609 gar kein Dach gehabt haben? Der Bereich südöstlich der Kirche gehörte zu den am dichtesten bebauten Bereichen Flörsheims, das gibt die Zeichnung nicht wieder.
In der Dilich-Zeichnung hat die Kirche einen Ostturm oder Dachreiter im Osten. Diese Kirche K1 kann keinen Ostturm gehabt haben, da im Osten nachweislich der Chor der Kirche stand, er blieb nämlich 1664 beim Bau von K2 stehen und wurde nach Ausbesserung in K2 inkorporiert, siehe Kirchenbaurechnungen.
[Theis 2004] sieht in diesem Turm einen „aufgesetzten Dachreiter“, ohne dafür Gründe zu nennen. Theis hat sich vermutlich daran orientiert, das der Turm in die Fläche des Kirchenschiffdaches hineinragt, daraus lässt sich jedoch kein Dachreiter erschließen, wie es der „eingezogene“ Kirchturm rechts beispielhaft zeigt.
(Ein Dachreiter ist ein Teil des Dachstuhls und im Gebälk des Dachstuhls eines Kirchenschiffes verankert, ein Kirchturm hat ein eigenes gemauertes Fundament. Manchmal wird allrdings auch ein Dachreiter als Turm bezeichnet).
Die Dilich-Zeichnung wirft in jedem Fall mehr Fragen auf als sie beantwortet, und wir wissen bis jetzt nur, wie K1  nicht aussah.

Vom Schiff der Kirche K2 sind drei Darstellungen aus der Zeit zwischen 1706 und 1766 erhalten (rechts).
Der gemauerte Bereich bis zur Unterkante Dach des in allen Teilbildern zu sehenden heutigen Turms von K3 ist 24 m hoch, die quadratische Turmbasis hat eine Kantenlänge von 7 m. Vergleicht man die Proportionen des K2-Schiffes mit diesen Maßen des Turms, lassen sich Länge und Höhe zu ungefähr 15 m und 18/22 m ermitteln (das Schiff in der rechten Zeichnung ist höher dargestellt). Der in der rechten Zeichnung erkennbare Chor, noch von K1, ist ca. 4 m lang. Dies deckt sich in etwa mit den Maßen des anhand gefundener Fundamentreste rekonstruierten Grundrisses im Plan rechts [Theis 1994] . Die Breite des Schiffes war etwa 12 m.
Die dort blau eingezeichneten Fundamente, die Theis auf vor 1664 datiert, könnten die Fundamente für Stützpfeiler einer hölzernen Empore von K1 gewesen sein. Deren Position und der Vergleich der Proportionen von Chor und Schiff lassen an dieser Stelle schon vermuten, dass das Schiff von K1 ähnliche Abmessungen wie dieses Schiff von K2 hatte; der Chor in jedem Fall, da er der K1- Chor ist.

Auch für diese Kirche K2 postuliert [Theis 2004] einen Dachreiter, auch hier ohne Angabe von Gründen. Da alle Darstellungen des Schiffes von K2 keinen Dachreiter zeigen, vermutet er, dass ein solcher bei oder nach dem Bau des 1706er Turms entfernt wurde. Warum hätte man so etwas tun sollen?? Das 1766 gebaute Schiff von K3 hat einen Dachreiter! Man muss festhalten: K2 hatte keinen Dachreiter.
Wenn K2 keinen Dachreiter hatte, muss sie einen Westturm gehabt haben (Glocken!).
1664 wurde das Kirchenschiff von K1 abgebrochen und die Steine für 500 fl verkauft (aus dem Kirchenhaus Erlösst).  Das neue K2-Kirchenschiff wird gemauert, der Maurermeister erhält dafür 300 fl. Neue Dachstühle für Schiff und Turm werden gebaut (dem Zimmermeister als die Kirch und Thurm aufgeschlage 200 fl). Schiff und Turm werden mit Schiefer gedeckt (dem Staindecker den Kirchenbau und Thurm zu mache 105 fl).
K2 hatte offenbar einen Westturm.
Da 1664 weder von einem Abriss eines alten Turms noch von einem Neubau eines solchen die Rede ist, aber 1664  ein neues Turmdach gebaut wurde, hatte man offenbar den Turm von K1 beibehalten (bis auf das Dach).
D. h. auch K1 hatte einen Westturm.

Vor Baubeginn des heutigen K3-Turmes 1706 musste ein Vorgängerturm in jedem Fall abgerissen werden. Die naheliegende Frage, was die Bauabrechnung des K3-Turmes darüber aussagt, ist schnell beantwortet: Es gibt keine Bauabrechnung für den heutigen Turm von 1706! Während über den Bau des Schiffes und des Chores von K3 1766 eine detaillierte Abrechnung im Pfarrarchiv und in HHStAW 105/662 existiert, haben wir über den Bau des K3-Turmes fast keine Informationen.

Die folgenden Überlegungen bestätigen die Schlussfolgerungen bezüglich des Westturms von K2. Sie basieren auf der Auswertung eines Schriftwechsels zwischen dem Flörsheimer Oberschultheißen und dem Amtmann  zur Grundsteinlegung des Tumes von K3.
Im März 1706 drängt der Baumeister vehement darauf, mit dem Bau des Turmfundamentes zu beginnen, weil ansonsten die Kirche (Schiff von K2) durch Regen Schaden erleiden könnte. Voraussetzung für den Baubeginn war allerdings die Grundsteinlegung durch den Domdechanten, die dann am 31. März 1706 erfolgte.
Im September stagniert der Turmbau, die Maurergesellen waren abgezogen worden aufgrund von Quärelen zwischen ihnen und Jacob Cluin (der 1685 das Pfarrhaus gebaut hatte). Die kalte Jahreszeit, in der nicht gemauert und verputzt werden kann, beginnt, und das Flörsheimer Gericht beschwört die Gefahr, dass die Kirche den gesamten Winter offen bleiben und das gesamte Inventar herausgenommen werden muss.
Aus dem Drängen des Baumeisters geht klar hervor, dass im Schiff von K2 offenbar schon vor der Grundsteinlegung für den Turm ein großes Loch war.
Das Loch kann nur durch den Abriss des alten Turmes von K2 hervorgerufen worden sein. Bei einem Westturm ist die Ostwand des Turmes wesentlicher Teil der Westmauer des Kirchenschiffes. Beim Abriss des alten Turms enstand deshalb ein gewaltiges Loch in der Westmauer des K2-Schiffes, das nur durch das Hochmauern des neuen Turms geschlossen werden konnte. Die Kirche K2 hatte also einen Westturm in Bestätigung des oben Gesagten.

Reste der Fundamente des Westturms von K2 existieren und wurden 1987 beim Bau einer neuen Heizungsanlage unter dem heutigen Schiff von [Klockner, Mohr, Theis 1993] entdeckt, die allerdings den Fund nicht interpretieren konnten, da sie immer von einem Dachreiter von K2 ausgingen.
An der Westwand des Schiffes stießen sie auf ein aus Kalkbruchsteinen gemauertes Fundament unterhalb eines aus einer früheren Heizungsanlage stammenden Lüftungskanals (Abbn. rechts). Dieser Fundamentbereich (er konnte nicht vollständig freigelegt werden) hatte eine Tiefe von mehr als 1,5 m und eine Breite von mehr als 1,2 m.
Ein Fundament dieser Dimension kann nicht das Fundament lediglich einer Westmauer des 1664-1666 gebauten Schiffes gewesen sein; die aufgefundenen Fundamentreste der nördlichen Seitenwand dieses Schiffes sind lediglich 1 m tief und 0,55 m breit.
Dieses Fundament kann nur das Fundament der Ostwand des Westturms von K2 gewesen sein, die natürlich auch einen wesentlichen Teil der Westwand des Schiffes bildet.

Von der Kirche K1 wissen wir, dass sie vermutlich lange vor 1500 gebaut wurde (in GB 1447-1616 G/N und in anderen historischen Quellen gibt es keinerlei Hinweise auf einen Kirchenneubau im 16./15. Jhdt.), dass der Innenraum 1622 neu angestrichen wurde und sie 1629 zwei neue Glocken erhielt, die in einem Westturm hingen.

Beim Bau von K2 wurden Turm und Chor von K1 beibehalten (1664 wurde lediglich das Dach des alten Chores ausgebessert). Damit muss das Schiff von K1 praktisch die gleichen Abmessungen gehabt haben wie das Schiff von K2, da der Abstand zwischen Turm und Chor in beiden Kirchen gleich war. Bezüglich des Grundrisses von K1 kann man sich also an dem Grundriss von K2 rechts orientieren.
Bei gleichen Abmessungen der Schiffe von K2 und K1 waren auch die Dächer in ihren Proportionen vergleichbar, bei K1 vielleicht mit einer geringeren Dachneigung und damit einer etwas geringeren Höhe des Dachfirstes des Schiffes. 15 m Firsthöhe könnte eine vernünftige Annahme sein (K2: 18 m).
Die Firsthöhe des Schiffes bestimmt die Höhe des gemauerten Turms, da die Schallöcher in dessen oberen Bereich oberhalb des Dachfirstes des Schiffes liegen müssen. Der gemauerte Turm hätte dann eine Höhe von ca. 18 m gehabt (K3: 24 m).
Wie das Turmdach ausgesehen hat, wissen wir nicht, aber man kann etwas spekulieren. Bei einer Schiffbreite von 12 m wären 5 m für die Turmbreite ein plausibler Wert. Wenn das Turmdach nicht zu gedrungen wirken sollte, müsste das Dach etwa 8 m hoch und damit die Gesamthöhe des Turms 26 m gewesen sein (K3-Turm 46 m). Diese Maße dienen als Grundlage der Rekonstruktion der Kirche K1 im 3d-Modell.

Bleibt die Frage, warum 1664 ein neues Kirchenschiff gebaut wurde mit den gleichen Ausmaßen wie das von K1. Die Antwort ist, es bestand keine Notwendigkeit für ein größeres Schiff; 1664 gab es in Flörsheim kaum mehr Einwohner als um 1600 (Bevölkerungsentwicklung). Wahrscheinlich war das vermutlich mehrere Hundert Jahre alte Schiff baufällig, auch Schäden durch Kriegseinwirkungen sind denkbar aber nicht überliefert.

Der damalige Flörsheimer Oberschultheiß Georg Bernhard empfing am 15. September 1706 eine Summe von 800 fl vom Domkapitel zum Turmbau. Dies waren nicht die gesamten Baukosten, sondern nur ein Finanzierungsanteil des Domkapitels für die Maurerarbeiten. Die gesamten Baukosten dürften erheblich höher gewesen sein.
In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, warum 1706 „nur“ ein neuer Turm errichtet wurde, obwohl der Bau eines neuen Kirchenschiffes sehr viel dringender gewesen wäre. Seit der Fertigstellung des K2 - Schiffes 1666, als Flörsheim 700 Einwohner zählte, war die Bevölkerung inzwischen auf etwa 1000 angewachsen, und der Kirchenraum war erheblich zu klein. Trotzdem wurde ein neuer Turm gebaut und kein neues Schiff.
Der Grund scheint offensichtlich: Der Anfang des Jahres 1706 noch vorhandene Turm stammte noch von K1, war warscheinlich Jahrhunderte alt  und wohl baufällig, so dass der Bau eines neuen Turms oberste Priorität hatte.

Der Kirchhof
Das Kirchhofgelände im Wesentlichen südöstlich der Kirche (siehe Plan unten) hatte 1656 wie heute eine Fläche von ca. 3.500 qm. Es war wie das Pfarrgelände
Kirchenbesitz (Liebfrauenstift), allerdings wurden schon im 16. Jhdt. Teile davon, zunächst als Gärten an Privatleute verpachtet/verkauft.
Auf dem Kirchhof befanden sich 1656 neben der Kirche K1 und dem Friedhof die kleine Hofreite von Johannes Hoffman Nr. 74 (Schulhaus); das Gelände hatte er 1648 von Joachim Faulborn als Garten gekauft. Er war von 1645 bis zu seinem Tod 1664 Schulmeister und Gerichtschreiber.
Ein weiterer Garten auf dem Kirchhof neben dem Kruzifix wurde 1650 von Vian Thuan vom Unterschultheißen Wendel Brehm erworben (GB 1645-1647 G). Er ist schon in GB 1447- 1613 G/N erwähnt, und zwar 1545 als gaden uff dem Kyrchoiff naher dem Kyrch Born, den Michel Schmaltz von Jeckels Hen gekauft hatte und 1562 als gaden uff dem Kirchhoff unden ahm bornen.
Es ist sicher kein Zufall, dass auf diesen Grundstücken in den südlichen Ecken des Kirchhofs, die sich schon im 16. Jhdt. nicht mehr in Kirchenbesitz befanden, später öffentliche Gebäude errichtet wurden: Auf dem Gelände von Johannes Hoffmann 1774 die “alte Kirchschule” und auf dem Gelände von Vian Thuan 1671 das “neue Rathaus” und 1898 die “neue Kirchschule”
Der Gemeindeweiher (blau), im 17. Jhdt. nicht explizit erwähnt, wird nach
[Schüler 1916] 1766 beim Bau des heutigen Kirchenschiffes in das Baugelände einbezogen. Er kann nur unmittelbar östlich der Kirche K2 gelegen haben und war mit hoher Wahrscheinlichkeit auch 1656 vorhanden, da ein solcher Weiher in seiner Funktion als Löschwasserteich für die Gemeinde unverzichtbar war. .
Zu dem Kreuz, (GB 1645-1673 G, 1650), schreibt [Schneider 1942]: „Das oben erwähnte Kruzifix wurde im Jahre 1817 auf den damals neu errichten Friedhof an der Grabenmauer, heute Grabenstraße, gestellt und kam 1876 auf den neuen Friedhof jenseits der Eisenbahn. Das Kreuz ist daher schon sehr alt und eine schöne Arbeit.“
Ph. Schneider dachte dabei offenbar an die „Kreuzigungsgruppe“ (unten). Dass diese schon 1650 auf dem damaligen Kirchhof stand, ist kaum anzunehmen. Der Gerichtschreiber Johannes Hoffmann hätte die Kreuzigungsgruppe sicher nicht als simples Kruzifix bezeichnet, wie etwa die Feldwegkreuze.
Nach Informationen von Jacob Lauck
[Sievers 2004] soll die Kreuzigungsgruppe eine Stiftung der Familie Meschino sein. Wenn dies den Tatsachen entspricht, kann sie erst nach 1730 entstanden sein. Franz Meschino kam aus Italien und heiratete 1730 in Flörsheim Maria Catharina Born, er starb 1770.

Der Kirchhof war von einer Mauer umgeben, die 1664 erneuert wurde (Kirchenbaurechnungen 1664).  Zwei abschließbare Pforten ermöglichten den Zugang zum Kirchhof, eine gegenüber dem Westeingang der Kirche und die andere in der südwestlichen Ecke gegenüber der Dorflinde, wo die sonntäglichen Prozessionen ihren Anfang nahmen. Eine denkbare dritte Pforte in der Südostecke ist nicht überliefert. Da Treppen zu den Pforten führten, muss das Kirchhofgelände auch damals höher als die Umgebung gelegen haben (--- die trappe  ahn beide KirchoffThüren Uf Zu mauere (Kirchenbaurechnungen).

Der Friedhof war ein Teil des Kirchhofes. Die Friedhofsfläche lässt sich abschätzen: In der Zeit um 1656 starben etwa 30 Personen pro Jahr, davon waren 60 % Kinder. Nimmt man für ein Erwachsenengrab eine Fläche von 2 qm und für ein Kindergrab eine Fläche von 1 qm sowie eine Belegdauer eines Grabes von 25 Jahren an (eine Generation) und schließt  Mehfachbelegungen aus, ergibt sich eine benötigte Friedhofsfläche von 1.050 qm, also etwas weniger als ein Drittel des Kirchhofgeländes.

Alte Kirchschule auf dem Kirchhof, erbaut 1774       Aufnahme 2009

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Kirchhof

Kirchhof mit Kirche E, Friedhof F, Garten (26)  und Hofreite von Johannes Hoffmann (74) mit Schulhaus G

Kreuzigungsgruppe auf dem alten Friedhof
entstanden vermutlich um 1750    Aufnahme Paul Flesch

Vermutliches Aussehen der Flörsheimer Kirche vor 1664, siehe 3D-Modell

Fundamentreste des Turmes von K2 unter der Westwand des heutigen Kirchenschiffes     [Klockner, Mohr, Theis 1993]

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Kirche_1656_6

Die Kirchenbauten vor 1766