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Das Flörsheimer Wappen, das heute (meistens) in Gebrauch ist, zeigt eine spätmittelalterliche Hochseekogge mit den drei Buchstaben FFF im Segel und dem Mainzer Rad, dem Wappen des Erzbistums Mainz, in der Heckflagge (rechts).  Die drei “F” stehen für Flörsheimer Fayence Fabrik, die 1765 gegründet wurde und das Fayencemonopol im gesamten Erzstift Mainz hatte. .

Vermutungen, dass das heutige Schiff an das bis 1868 verkehrende Flörsheimer Marktschiff erinnern sollte, sind nicht sehr plausibel. Es handelt sich hier klar um eine stilisierte Hochseekogge mit Rahtakelung und Mastkorb. Ein Vergleich mit den Wappen von Spiekeroog und Bremerhaven macht das deutlich (rechts). In diesen Wappen sind sicher keine Binnenschiffe dargestellt. Mainschiffe, gleich welcher Bauart, sahen anders aus. Von einem Verständnis der Historie des Wappens und der Bedeutung des Schiffes sind wir noch entfernt. Wir tragen zur Zeit Fakten zusammen.

Im Siegel der Gemeinde Flörsheim taucht 1816 das Bild eines Schiffes auf. Die früheren Siegel des Flörsheimer Gerichts zeigten ab 1475 St. Martin und das Wappen des Mainzer Domkapitels, siehe hier. Im 18. Jhdt. erscheint in den Siegeln das Mainzer Rad, das auch auf den alten Gemarkungsgrenzsteinen zu finden ist. Das Siegel mit Schiff wurde 1908 erstmals auch als Wappen ausgegeben und um 1930 durch die drei “F” und das Mainzer Rad in der Heckflagge bereichert [Struck 1957].

Im Logo des Flörsheimer Anzeigers bzw. der Flörsheimer Zeitung zwischen 1914 und 1925 erscheint das Wappen in unterschiedlichsten Ausführungen (rechts), in allen Fällen aber handelt es sich um Hochseeschiffe. Ob das Logo der Zeitung in diesen Jahren mit dem “offiziellen” Flörsheimer Wappen identisch war, muss noch geklärt werden.

Einige Hintergrundinformationen zur Bedeutung eines Schiffes in der Heraldik, aus http://de.wikipedia.org/wiki/Schiff_Heraldik:

Schiff und Boot bezeichnete in der Heraldik ein Wappenbild als gemeine Figur, die sehr unterschiedliche Darstellungsformen hat. Der Einzug in die Heraldik leitet sich von dem frühen Gebrauch als Fortbewegungsmittel ab. Vom kleinen Ruderkahn bis zum mehrmastigen Segelschiff wird es im Wappen verwendet. Alle Schiffstypen sind stark stilisiert. Häufig ist die im Wappen gezeigte Form nicht mehr zum Schwimmen geeignet. Ursprünglich kommt es in der englischen Heraldik verbreitet vor und hat sich allmählich auch einen Platz in den Wappen anderer Länder gesichert. In den Wappen von englischen Seestädten, besonders in den ehemaligen britischen Kolonien war und ist das Schiff verbreitet. Das Schiff wird in der neueren Wappenkunde zunehmend von der Seitenansicht übergehend in die perspektivischen Ansicht verwendet.

In einem guten Wappenbild ist ein Segelschiff mit geblähten Segeln und beflaggten Masten. Oft werden drei Maste gezeigt. Das Boot hingegen erscheint unbemastet und schlicht. Im Wappen kommen auch nur Teile von Schiffen und Booten vor. So ist das Ruder oder ein Paddel, auch gekreuzt mit einem zweiten, manchmal im Wappen. Beschrieben werden muss unbedingt der gewählte Schiffstyp. Farben sind alle heraldischen möglich und nicht immer muss das Schiff oder das Boot im Wasser schwimmen. Ein blauer Schildfuß in Wellenschnitt oder ein genauso gezeigter Balken als Darstellungsart von Wasser, ist oft nicht zu finden.

In den Booten und Schiffen werden selten Wappenfiguren gezeigt, eine gemeine Figur wie ein Kreuz ist häufiger anzutreffen. Bei Segelschiffen werden die Segel oder die Mastwimpel mit verschiedenen Figuren geschmückt, die auch blasoniert (= Wappen fachgerecht beschrieben) werden müssen.

Wenn zur Offizialisierung des Wappens der gewählte Schiffstyp beschrieben werden muss, müssten dazu Unterlagen existieren (Stadtarchiv?).

Die staatliche Genehmigung zur Führung des heutigen Wappens wurde 1951 erteilt und hat laut Staatsanzeiger für das Land Hessen, Jahrgang 1951, Seite 350, Nr. 571, folgenden Wortlaut:

Der Gemeinde Flörsheim im Landkreis Main-Taunus,Reg.-Bezirk Wiesbaden, ist gem  §11 der Hessischen Gemeindeordnung vom 21. Dezember 1945 durch das Staatsministerium das Recht zur Führung eines Wappens nach dem vorgelegten Entwurf verliehen worden. Wiesbaden, den 18. 6. 1951, Der Hessische Minister des Innern  – IV b (2) – 3 K 06 – Tgb. Nr. 2236/51.

Die Flörsheimer Flagge zeigt das Wappensymbol in vereinfachter Form (rechts); sie wurde 1952 genehmigt (Staatsanzeiger für das Land Hessen, Jahrgang 1952, Seite 830, Nr. 1124):

Der Gemeinde Flörsheim a. Main im Main-Taunus-Kreis, Reg.-Bezirk Wiesbaden, ist gem  §14 Abs. 1 der Hessischen Gemeindeordnung vom 25. Februar 1952 die Führung einer Flagge nach dem vorgelegten Entwurf genehmigt worden.  Wiesbaden, den 17. 10. 1952, Der Hessische Minister des Innern, – IV b (2) – 3 K 06 – Tgb. Nr. 4964/5.

Eine interessante Abwandlung des Flörsheimer Wappens findet sich in einer Reklame-Sammelmarke, welche von der Firma HAG um 1930 den Kaffeeverpackungen beigelegt wurde. Dadurch sollte der Kaffeetrinker diese Marken sammeln und natürlich viele Kaffeepackungen kaufen..

Flörsheimer Wappen und Mainzer Rad

Wappen von Spiekeroog (links) und Bremerhaven (rechts)

Kopfteil der Flörsheimer Zeitung 1914 - 1925

Flörsheimer Flagge seit 1952

Sammelmarke der Firma HAG, Entwurf: Otto Hupp,  Bremen, Verlag: Kaffee-Handels-Aktiengesellschaft HAG, Originalgröße: 6 x 4 cm²

Das Flörsheimer Wappen