Um demografische Aussagen über Sterblichkeit, Alter, Heiratsalter, Fruchtbarkeit etc. der Flörsheimer Einwohner im 17. Jhdt. machen zu können, ist es notwendig, eine genealogische Datenbank zu erstellen, d. h. anhand von Kirchenbucheintragungen, Testamenten, Erbteilungsverträgen etc.  Familienstrukturen und Abstammungslinien zu gewinnen. Das ist Gegenstand der klassischen Familienforschung.

Typische Kirchenbucheinträge über Taufe, Heirat und Beerdigung sehen etwa so aus (1630):

Elisabetha leg. Jois Ackermans ex ux. Helena, nata 11 8bris , quam 13 eiusdem Elisabetha ux. Jois Nauheymers opilionis suscepit 
(Elisabetha legitim von Johannes Ackermann und seiner Ehefrau Helena, geboren am 11. Okt., am 13. von Elisabetha der Ehefrau von Johannes Nauheymer dem Schäfer aus der Taufe gehoben)

Nuptiae Jacobi Harrt leg. fil. Georgy Hartt, cum Barbara rlta. Petri Christ hitae 4 Febr. 
(Verheiratet wurde am 4. Febr. Jacob Hartt legitimer Sohn des Georg Hartt mit Barbara Witwe des Peter Christ)

obiit 25. Apr. Joes Conradus filius Jacobi Schleudt
(Am 25. Apr. starb Johann Conrad der Sohn von Jacob Schleudt)

Diese Beispiele von 1630 sind idealtypisch und zeigen die Sorgfalt von Pfarrer Dungscherer. Es gibt allerdings zu späteren Zeiten auch Einträge der Art „verheiratet wurde x mit y, der Tochter ehrenwerter Eltern“, welcher Eltern? Oder „gestorben ist Maria Ruppertin“, welche Maria Ruppert, das Kind oder die 70jährige? Hinzu kommen Eintragungslücken, fehlerhafte Einträge oder Heiraten außerhalb Flörsheims, die nicht im Flörsheimer Kirchenbuch verzeichnet sind. Deshalb ist das Erstellen einer genealogischen Datenbank, neben den Jahren oder Jahrzehnten, die man dafür braucht, eine Herausforderung.

Es gibt zwei Möglichkeiten mit nicht vorhandenen Informationen umzugehen. Man lässt große Lücken in der Datenbank zu (ein einziger fehlender Heiratseintrag schneidet die gesamte Abstammungslinie einer Person ab) oder man stellt Vermutungen an und baut Abstammungen nach Plausibilitätsbetrachtungen zusammen. Gegen Letzteres ist prinzipiell nichts einzuwenden, wenn solche Verbindungen eindeutig als Vermutung gekennzeichnet werden.

Für Flörsheim existierten bisher zwei genealogische Grunddatenbanken. Die sehr sorgfältige von Johannes Flörsheimer, beendet 1983 [Flörsheimer 1983], die sich allerdings auf die Auswertung des ersten Kirchenbuchs beschränkt, und die von Willy Duchmann (Duchmann 2013), die auf der Datenbank von Johannes Flörsheimer aufbaut und nach Auswertung aller Flörsheimer Kirchenbücher den gesamten Zeitraum bis nach 1900 abdeckt.

Die zuverlässigsten Informationen über Familienzugehörigkeiten und Abstammungen lassen sich den Flörsheimer Gerichtsbüchern entnehmen, wobei Inventarlisten, Erbteilungen, Einkindschaftsverträge und Testamente die wichtigsten Quellen sind. Ausgehend von den bestehenden Datenbanken konnten Mitglieder des Historischen Arbeitskreises Flörsheim durch Auswertung dieser Dokumente den Bereich in die Zeit vor 1620 ausdehnen und für das 17. - 20. Jhdt. Ergänzungen und notwendige Korrekturen vornehmen.

Während in früheren Zeiten Familienforscher meterweise Tapetenrückseiten beschrieben haben, nutzt man heute Computer („Computergenealogie“). Ein Computer ist ein ideales Werkzeug, um mit solchen Datenmengen umzugehen. Es gibt eine Vielzahl von Genealogieprogrammen, die das Erstellen von Familienstrukturen und Abstammungslinien ermöglichen. Der Datenaustausch zwischen unterschiedlichen Programmen ist in dem standardisierten Datenformat GEDCOM problemlos machbar.

Rechts oben die Familienansicht eines Genealogieprogramms. Im Zentrum die beiden Felder für Ehemann und Ehefrau, darüber die jeweiligen Eltern und im Feld unten die Kinder. Wählt man eine beliebige Person in dieser Ansicht aus, erscheint die Familienansicht dieser Person. Auf die Weise kann man sich leicht durch die gesamte Vorfahren- und Nachfahrenschaft einer Person hangeln. Neben der Familienansicht sind weitere Ansichten wie etwa Ahnentafel, Nachkommen, Chronologie einer Person etc. möglich.

Rechts als ein Beispiel die Abstammungslinien von Johann Wolfgang von Goethe und Johann Friedrich von Uffenbach ausgehend von Hans von Lindheim. Einige Personen dieser Linien haben in Flörsheim eine bedeutende Rolle gespielt, siehe hier.

Gute Genealogieprogramme ermöglichen darüberhinaus die Generierung vielfältiger Berichte vom Familienblatt bis zum kompletten Stammbaum, Ahnenlisten, Nachkommenlisten, Verwandtschaftsverhält-nisse etc.
Eine entscheidende Fähigkeit eines Genealogieprogramms ist die Möglichkeit der Filterung der Daten nach bestimmten Kriterien. Dazu muss die Suchfunktion des Programms mit den logischen Operatoren „und“, „oder“ und „nicht“ umgehen können. Mit solchen Filtermöglichkeiten kann man sich z. B. eine Liste aller Frauen, die in Flörsheim im 17. Jhdt. geboren sind, nur einmal verheiratet waren und älter als 45 wurden, generieren. Solche Filtermöglichkeiten sind eine unabdingbare Voraussetzung, um demografische Aussagen machen zu können.

Familienansicht eines Genealogieprogramms mit strukturierter Information über Ehemann, Ehefrau, deren Eltern und deren Kinder,  Legacy 7 Family Tree, Millenia Corp., USA

Evolution des Menschen
Genealogie1

Genealogische Datenbank